Die Datierungen reichen vom 9. bis zum 16. Jahrhundert. Bei dem ältesten Stück handelt es sich um ein Brevier aus der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts. Von herausragender Bedeutung ist ein lateinisches Psalterfragment aus dem 10. Jahrhundert mit einer altsächsischen Interlinearübersetzung. Zudem sind hier zwei frühe deutschsprachige Dichtungen zu erwähnen, die erst 2019 wiederentdeckt wurden. Die Überlieferungssituation, die anschließende restauratorische Ablösung sowie die wissenschaftliche Dokumentation durch das Handschriftenzentrum der Universitätsbibliothek Leipzig beschreibt anschaulich dieser Blog-Beitrag: https://blog.ub.uni-leipzig.de/fragmente-schreiben-literaturgeschichte/.
In einem Fall handelt es sich um einen Abschnitt des St. Trudperter Hohelieds aus dem letzten Viertel des 13. Jahrhunderts, womit dieses Stück nach einer vollständigen Wiener Handschrift und einem Nürnberger Fragment den drittältesten Textzeugen dieses Werkes darstellt. Noch älter ist ein Fragment des sog. Nikodemus-Evangeliums in der deutschen Versübertragung des Heinrich von Hesler, das auf die Jahre zwischen 1215 und 1225 datiert wird. Das Wittenberger Fragment ist der weltweit älteste Textzeuge. Weitere volkssprachige Bearbeitungen und mehrere hundert lateinische Handschriften bezeugen die Popularität, welche das „Evangelium Nicodemi“ im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit genoss. Einzelne Motive, wie beispielsweise die auch im Wittenberger Fragment beschriebene Höllenfahrt Christi, wurden in der bildenden Kunst vielfach dargestellt.
Die abgelösten Handschriftenfragmente bilden heute eine eigene Sammlung in der RFB, eine Übersicht befindet sich in Vorbereitung.