Der neue Tod - Zum Wandel von Sterben, Bestattung und Totengedenken durch die Reformation

06
Mai
2017

Der neue Tod - Zum Wandel von Sterben, Bestattung und Totengedenken durch die Reformation

12:45 - 19:00 Uhr
Tagung
Leucorea, Auditorium Maximum
Lucas Cranach der Jüngere: Christus als Überwinder von Tod und Teufel (Epitaph für Johannes Cellarius)
© Diözesanmuseum Freising, Inv.-Nr. D 9331, Foto: Alberto Luisa

Am 6. Mai 2017 veranstaltete die Reformationsgeschichtliche Forschungsbibliothek erstmals einen Wittenberger Tag der Reforamtionsgeschichte zum Thema "Der neue Tod - Zum Wandel von Sterben, Bestattung und Totengedenken durch die Reformation".

Die Veranstaltung widmete sich damit einem zentralen Streitthema der Reformation. Die Vorstellungswelt mittelalterlicher Menschen war stark von der Existenz eines Fegefeuers geprägt, in dem die Seelen Verstorbener verweilen mussten, um Läuterung zu erfahren. Diese Lehre verwarfen die Reformatoren und mit ihr zugleich die Überzeugung, dass gute Werke im Leben, die Fürbitte anderer Menschen oder gar der Erwerb von Ablassbriefen die Zeit im Fegefeuer verkürzen könnten. Auch stellten sie die Heilswirkung von Heiligen und Reliquien in Abrede. Die Heiligen- und Reliquienverehrung, die ganz wesentlich auf die Erleichterung des Sterbens und die Verkürzung der Leidenszeit im Fegefeuer gerichtet war, verlor damit weitgehend ihre Funktion. Ein so fundamentaler Einschnitt in die Theologie konnte nicht ohne Folgen für die Begleitung Sterbender, die Begräbniskultur und das Totengedenken bleiben. Die Theologin Prof. Dr. Corinna Dahlgrün (Jena), die Historiker Dr. Sabine Arend (Heidelberg), Dr. Eva-Maria Dickhaut (Marburg) und Prof. Dr. Klaus Krüger (Halle (Saale)) sowie der Musikwissenschaftler Dr. Stefan Menzel (Weimar) sprachen aus unterschiedlichen Blickwinkeln über diesen Wandel, der unsere Kultur bis in die Gegenwart stark prägt. Dabei wurden die seelsorgerische Praxis und die Veränderung der Begräbnisrituale ebenso betrachtet wie die Umgestaltung normativer Vorgaben für das Bestattungswesen durch Kirchen- und Begräbnisordnungen. Auch die Gestaltung von protestantischen Grabmälern und die mit der Reformation begründete Tradition, Verstorbene durch den Druck von Leichenpredigten zu ehren, wurden diskutiert. Darüber hinaus ging man auf die frühe musikalische Auseinandersetzung mit reformatorischen Lehren ein, die am Beginn der Entwicklung einer facettenreichen protestantischen Tonkunst stand. Eine Aufführung renaissancezeitlicher Kompositionen durch Ensemblemitglieder der Wittenberger Hofkapelle knüpfte insbesondere an diesen Aspekt an und ließ den Tag der Reformationsgeschichte musikalisch ausklingen.