VielSeitig – Philipp Melanchthon als Universalgelehrter

18. Aug. -
14. Dez.
2018

VielSeitig – Philipp Melanchthon als Universalgelehrter

Kabinettausstellung
RFB, Schloss Wittenberg
Ausstellungsplakat "VielSeitig - Philipp Melanchthon als Universalgelehrter" (2018)"

Unter dem Titel „VielSeitig – Philipp Melanchthon als Universalgelehrter“ zeigte die Reformationsgeschichtliche Forschungsbibliothek in ihrer zweiten Kabinettausstellung vom 18. August 2018 bis zum 14. Dezember 2018 Originaldrucke des 16. Jahrhunderts, die das breite Spektrum und den humanistischen Reformansatz von Melanchthons Lehr- und Publikationstätigkeit behandelte. Neben den damals grundlegenden Fächern Grammatik, Rhetorik und Dialektik wurden u. a. auch Ethik, Geschichte, Politik, Poesie, Medizin, Naturwissenschaften und Theologie berücksichtigt.

Anlass der Kabinettausstellung war die Ankunft Melanchthons in Wittenberg vor 500 Jahren. Mit gerade einmal 21 Jahren wurde der junge Gelehrte von Tübingen nach Wittenberg zum Professor berufen. Im August 1518 hielt er eine Antrittsrede, die es in sich hatte. Schon der Titel der Rede verrät das Programm: „De corrigendis adolescentiae studiis“ – Über die Notwendigkeit, die Studien der Jugend neu zu gestalten. Darin forderte er nicht weniger als einen Bruch mit tradierten Lehrmethoden und die konsequente Neuausrichtung der Universität an humanistischen Prinzipien. Das Studium antiker Autoren auf unverfälschter Textgrundlage sollte fortan im Mittelpunkt stehen. Die gründliche Kenntnis der griechischen Sprache galt ihm dafür als eine unabdingbare Voraussetzung, so dass deren Vermittlung im akademischen Lehrbetrieb eine deutliche Aufwertung gegenüber dem bis dahin allein dominierenden Latein erfahren sollte.

In den folgenden Jahren hat Melanchthon als Professor an der Philosophischen Fakultät der Leucorea intensiv an der Umsetzung dieses bereits am Beginn seiner Wittenberger Zeit formulierten Reformprogramms gearbeitet. Obwohl noch sehr jung und von zierlicher Gestalt, vermochte er mit seiner ausgereiften Redekunst und überzeugenden Gelehrsamkeit insbesondere die Studenten rasch für sich zu gewinnen. Eine wichtige Rolle für seinen Erfolg spielte aber auch, dass er seinen reformerischen Ansatz nicht nur in der eigenen Lehrtätigkeit verfolgte, sondern diesem auch methodisch und inhaltlich eine Grundlage schuf. In einer beeindruckenden fachlichen Vielseitigkeit verfasste Melanchthon neue Lehrwerke und Abhandlungen, die sich an seinem bildungsreformerischen Anliegen orientierten. Viele dieser Publikationen wurden zu Standardwerken, die über Jahrzehnte in Gebrauch waren und häufig nachgedruckt wurden.

Die Kabinettausstellung gehörte zu einer Reihe von Veranstaltungen unter dem Titel „500 Jahre Philipp Melanchthon in Wittenberg“, die verschiedene Einrichtungen anlässlich der Ankunft Melanchthons in der Stadt an der Elbe organisierten. Hierzu zählte auch der Melanchthon-Studientag am 18. August 2018, den die Reformationsgeschichtliche Forschungsbibliothek gemeinsam mit der Ev. Akademie Sachsen-Anhalt, dem Ev. Predigerseminar Wittenberg und der Ev. Wittenbergstiftung ausrichtete. Der Studientag rückte die Antrittsrede Melanchthons und dessen Relevanz für die Gegenwart in den Mittelpunkt.